Symposium 2024
Die Stiftung Integra lud zum Symposium zum Thema Inklusion. Drei Erfolgsgeschichten wurden präsentiert. Den Beteiligten ist klar: Auf dem noch langen Weg zu einer inklusiven Gesellschaft sind innovative Lösungen gefragt.
Timo Felder, der an spinaler Muskelatrophie erkrankt ist, berichtete von seinem Weg zum selbstbestimmten Leben. Dank Assistenzpersonen kann Felder trotz Erkrankung und Rollstuhl sein Leben selbst bestreiten. Mit Ausflügen und der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben hat seine Lebensqualität seit der Umstellung der Wohnform deutlich zugenommen. Auszug aus dem Heim, hin zur eigenen Wohnung – leben mit der nötigen Unterstützung.
«Damit ein solcher Schritt gelingt, ist der politische Wille zentral», erklärte Felder. Die nötigen finanziellen Mittel müssen vorhanden sein, zudem muss das Personal gefunden und rekrutiert werden. Das alles braucht Zeit. Hilfe erhält Felder dabei auch vom Luzerner Verein luniq, der auf den Bereich Wohnen spezialisiert ist.
Angepasste Aufgaben
Sami Särkkä berichtete von seinem Job bei einer Gebäudetechnikfirma. Über mitschaffe.ch, Personal-Verleih-Firma aus Schaffhausen, die Menschen mit Beeinträchtigungen mit Unternehmen auf dem 1. Arbeitsmarkt zusammenbringt, hat er zu seiner Stelle gefunden. Mittlerweile ist er seit mehreren Jahren dort tätig und wird sehr geschätzt.
Wichtig sei ihm dabei, Aufgaben auf seinem Leistungsniveau zu erhalten. Er wolle nicht unter-, aber auch nicht überfordert sein. Bei dieser Erkenntnis stimmte ihm Integra-Geschäftsführer Meier zu: «Ich glaube, so geht es uns allen.»
Weg von den klassischen Jobprofilen
Was denn konkret getan werden könnte, um noch mehr Menschen mit Beeinträchtigungen in den 1. Arbeitsmarkt zu integrieren, fragte Moderator Nik Hartmann. Ein Umdenken sei notwendig, erklärte Thomas Bräm, der Gründer von mitschaffe.ch: «Man muss von den klassischen Jobprofilen wegkommen und sich mehr auf die einzelnen Tätigkeiten konzentrieren». Daraus ergäben sich plötzlich neue Möglichkeiten, wenn auch kleinere Aufgabengebiete für bestimmte Personen vorhanden wären. «Schlussendlich steht hinter jedem Job auch ein Mensch.»
Auch die Bildung ist ein wichtiger Teil beim Thema Inklusion. Der Verein «sebit Aargau» präsentierte Lösungen, wie Erwachsenenbildung für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gelingen kann – mitentwickelt und auch geführt von beeinträchtigten Personen.
«Die Politik ist langsam»
Das letzte Wort der Veranstaltung gehörte SP-Nationalrat Islam Alijaj. Selbst von Cerebralparese betroffen weiss er, dass noch einiges getan werden muss. So einfach sei das aber nicht, denn «die Politik ist langsam». Aus dem Symposium schöpfte er trotzdem neuen Mut: «Schön, gibt es solche Veranstaltungen mit Mitwirkenden, die keine Veränderungen scheuen. Denn wir dürfen keine Angst vor der Zukunft haben.» Und mit einem Augenzwinkern fügte er an: «Vom Sonderschüler zum Nationalrat, mit dem Vornamen Islam in einem Land mit Minarettverbot – ganz vieles ist möglich, wenn der Wille vorhanden ist!»